Bilder und Symbole – Highway zu unserem Erleben

Bilder und Symbole – Highway zu unserem Erleben

Manchmal fehlen uns die Worte – für unsere Gefühle, unsere Erlebnisse oder das, was tief in uns vorgeht. Dann sind es oft Bilder, die in solchen Momenten für uns sprechen. Ein aufziehendes Gewitter kann unsere innere Unruhe widerspiegeln, eine wärmende Sonne unsere Hoffnung.

In der Psychotherapie spielt die Arbeit mit Bildern und Symbolen eine zentrale Rolle. Sie öffnet Türen zu unserem Innersten und hilft uns, Emotionen auszudrücken, die sprachlich (noch) schwer zugänglich sind. Und genau darin liegt ein wichtiger Punkt: Sprache für unser Erleben zu finden, ist ein entscheidender Schritt, um unverarbeitete Themen zu integrieren und abschließen zu können.

Bilder sind blitzschnelle Erinnerungsanker

Damit befinden wir uns in bester Tradition. Schon lange vor der Erfindung der Schrift haben Menschen sich über Bilder verständigt – sei es in Form von Höhlenmalereien oder durch Symbole in alten Kulturen. Eine sehr effektive Form der Kommunikation, denn immerhin verarbeitet unser Gehirn Bilder nicht nur schneller als Sprache, sondern auch intensiver. Studien zeigen, dass visuelle Reize in Bruchteilen einer Sekunde erkannt werden, während das Verarbeiten von Wörtern mehr Zeit und kognitive Anstrengung erfordert. Kein Wunder also, dass wir uns an Bilder oft besser erinnern als an gesprochene Worte!

Doch Bilder sind mehr als nur Erinnerungsanker. Sie sind eng mit unserem limbischen System verbunden – dem Bereich im Gehirn, der für Emotionen und Erinnerungen zuständig ist. Das erklärt, warum ein bestimmtes Bild oder Symbol starke Gefühle auslösen kann, manchmal sogar, ohne dass wir genau verstehen, warum.

Durch Bilder neue Erlebensqualitäten schaffen

Damit aber nicht genug: Neurowissenschaftliche Studien zeigen auch, dass unser Gehirn nicht zwischen Realität und Vorstellung unterscheidet – zumindest nicht auf neuronaler Ebene. Wenn wir uns eine Situation intensiv vorstellen, aktivieren sich die gleichen Hirnregionen, als würden wir sie tatsächlich erleben. Das bedeutet: Wenn wir uns ein beruhigendes Bild vor Augen führen, kann das unser Nervensystem tatsächlich entspannen. Und wenn wir uns in einer schwierigen Situation sehen und uns dabei stark und souverän vorstellen, kann das unser Selbstvertrauen im echten Leben stärken. Lesen Sie diesen Absatz gerne noch einmal durch – ist das nicht verrückt?

In der Psychotherapie können wir diesen faszinierenden Umstand gezielt nutzen: Indem wir positive innere Bilder erschaffen. Sei es eine Lichtquelle, die Sie wärmt, oder ein Schutzschild, das Sie stärkt – durch ganz individuell erarbeitete innere Bilder können Sie lernen, diese als Ressourcen in herausfordernden Momenten abzurufen.

Wenn wir uns nämlich wiederholt positive, stärkende Bilder vorstellen, beginnt unser Gehirn, neue Verknüpfungen zu schaffen. Dadurch können wir negative Muster durchbrechen und neue, förderliche Denk- und Verhaltensweisen etablieren. Diese Fähigkeit unseres Gehirns, sich durch wiederholte Erfahrungen zu verändern, nennt man Neuroplastizität. Sie zeigt, dass unser Gehirn formbar ist und wir durch gezielte Arbeit mit inneren Bildern unsere Emotionen und Reaktionen aktiv beeinflussen können.

Die Arbeit mit Bildern und Symbolen kann also unter anderem auf zwei Ebenen hilfreich sein:

  • Explorativ und klärend: Durch Bilder und Symbole können wir unser inneres Erleben sichtbar machen, feiner wahrnehmen und schrittweise in Sprache übersetzen. Das unterstützt Verstehen und Verarbeitung.
  • Gestaltend und zukunftsorientiert: Umgekehrt können mithilfe innerer Bilder neue Erlebenszustände angeregt und gefestigt werden. Sie eröffnen Wege aus alten Mustern heraus – hin zu mehr Selbstwirksamkeit, Sicherheit und innerer Balance.

Wie sieht es bei Ihnen aus? Sind Ihnen während des Lesens vielleicht gleich Bilder und Symbole eingefallen, die Sie bereits ganz intuitiv zur Selbstregulation nutzen? Möglicherweise der besonders schönen Strand im letzten Urlaub oder ein Glücksbringer, den Sie von einer lieben Person geschenkt bekommen haben?

Teilen: